Zum Inhalt springen

Inflation lässt auf sich warten EZB-Chef Draghi deutet höhere Geldflut an

Von mm-newsdesk
EZB-Chef Mario Draghi: Inflation kommt nicht recht in Gang

EZB-Chef Mario Draghi: Inflation kommt nicht recht in Gang

Foto: DANIEL ROLAND/ AFP
Fotostrecke

Super Mario Draghis erste Halbzeit in Zitaten: Noch eben kurz den Euro retten - "whatever it takes"

Foto: Frank Rumpenhorst/ dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat weitere Hinweise auf eine bevorstehende Lockerung ihrer Geldpolitik gegeben. Aus heutiger Sicht könnte eine nachhaltige Rückkehr zu einer höheren Inflation länger dauern, als noch beim Start der Anleihekäufe im März erwartet worden sei. Das sagte EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments in Brüssel. Der Euro reagierte mit deutlichen Kursverlusten, die Renditen von Staatsanleihen gaben im Euroraum auf breiter Front nach.

Die Inflationsdynamik habe sich ebenso abgeschwächt wie die Anzeichen für eine höhere Kerninflation, sagte Draghi. Die Kerninflation ist weniger schwankungsanfällig als die Gesamtinflation, weil sie unter Herausrechnung stark schwankender Preiskomponenten den grundlegenden Inflationstrend beschreibt. Zurzeit liegt die Kerninflation im Euroraum bei 1,0 Prozent, die Gesamtinflation beträgt dagegen Null. Letztere wird vor allem durch die stark gefallenen Ölpreise gedämpft.

Draghi erklärte, die konjunkturelle Erholung im Euroraum setze sich zwar moderat fort. Allerdings seien Risiken für das Wirtschaftswachstum, vor allem seitens der Weltwirtschaft, "klar zu erkennen". In den vergangenen Monaten hat sich die Konjunktur in vielen Schwellenländern spürbar eingetrübt. Einige Analysten wollten aber zuletzt Anzeichen einer Stabilisierung erkennen. Insbesondere die Situation in China wird nicht mehr ganz so trübe bewertet wie noch vor wenigen Monaten.

Draghi bekräftigte, dass die Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung Anfang Dezember die Ausrichtung ihrer Geldpolitik überprüfen werde. "Wenn wir feststellen, dass unser mittelfristiges Ziel der Preisstabilität in Gefahr ist, würden wir unter Anwendung aller uns zur Verfügung stehenden Instrumente handeln, um sicherzustellen, dass ein angemessenes Maß an geldpolitischer Unterstützung vorhanden ist."

Draghi unterstrich, dass die EZB immer gesagt habe, dass die Anleihekäufe auch über das bisherige Enddatum September 2016 hinaus laufen könnten. Andere Instrumente könnten ebenfalls aktiviert werden. Zurzeit kauft die EZB Wertpapiere wie Staatsanleihen von im Monatsdurchschnitt 60 Milliarden Euro. Bis zum derzeit geplanten Enddatum ergibt sich eine Geldschwemme von 1,1 Billionen Euro. Das soll helfen, die schwache Inflation und die Konjunktur anzuschieben.

Fotostrecke

Wenn sie sprechen, hört die Weltwirtschaft zu: Das sind die einflussreichsten Wirtschaftslenker der Welt

Foto: Theranos

Weil die lockere Geldpolitik bisher aber nicht richtig wirkt, erwarten viele Bankvolkswirte zusätzliche Schritte. So könnte die Notenbank Anfang Dezember das Volumen ihrer monatlichen Käufe erhöhen, die Käufe länger laufen lassen oder zusätzliche Arten von Wertpapieren erwerben. Auch eine weitere Zinssenkung gilt als denkbar. Deutsche Ökonomen stehen einer zusätzlichen Lockerung meist kritisch gegenüber. Der Sachverständigenrat hatte am Mittwoch dazu aufgefordert, die Anleihekäufe zu verringern oder früher auslaufen zu lassen.

ts/dpa-afx
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.