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Anlagenotstand bei europäischen Anleihen Vier von zehn Staatsanleihen in Europa mit negativer Rendite

Der Anlagenotstand verschärft sich: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik rutscht die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen in den negativen Bereich gerutscht. Für viele andere Staatsbonds in Europa ist das längst Realität.
Ratlosigkeit: Mit fallenden Aktienkursen suchen die Anleger Anlagealternativen - so kaufen sie zum Beispiel deutsche Bundesanleihen. Das drückt deren Rendite weiter: Seit Dienstag werden erstmals alle Bundesanleihen mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren mit einer Negativrendite gehandelt

Ratlosigkeit: Mit fallenden Aktienkursen suchen die Anleger Anlagealternativen - so kaufen sie zum Beispiel deutsche Bundesanleihen. Das drückt deren Rendite weiter: Seit Dienstag werden erstmals alle Bundesanleihen mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren mit einer Negativrendite gehandelt

Foto: Frank Rumpenhorst / picture alliance / dpa
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Der drohende Austritt Großbritanniens aus der EU hat die angespannte Lage für Sparer weiter verschärft: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik ist die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen in den negativen Bereich gerutscht. Anleger sind mittlerweile bereit, bei deutschen Staatsanleihen bis zu einer Laufzeit von zehn Jahren quasi eine Gebühr zu bezahlen, statt Zinsen zu kassieren.

Am Dienstag waren zehnjährige Bundesanleihen am Markt so stark gefragt, dass der Zinssatz auf minus 0,03 Prozent fiel. Damit werden mittlerweile alle Bundesanleihen bis zu einer Laufzeit von zehn Jahren am Markt mit einer negativen Rendite gehandelt.

Brexit-Furcht treibt Anleger in "sichere Häfen"

Händler erklärten die derzeit starke Nachfrage nach Bundesanleihen vor allem mit einer nervösen Stimmung an den Finanzmärkten vor der Abstimmung über einen EU-Austritt Großbritanniens in der kommenden Woche. "Zur jetzigen Bewegung massiv beigetragen haben die sich verstärkten Unsicherheiten um einen möglichen Brexit, die die Investoren in den sicheren Hafen der Bundesanleihen treibt", kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank.

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Neben der Brexit-Furcht sieht Experte Kater aber auch die ultralockere Geldpolitik führender Notenbanken als eine Ursache für die starke Nachfrage nach vergleichsweise sicheren Bundesanleihen. Im Kampf gegen die ungewöhnlich niedrige Inflation versucht unter anderem die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer immer aggressiveren Geldpolitik entgegenzuwirken. "Allerdings kommen die Notenbanken mit jedem Quartal, in dem sich nichts ändert, mehr unter Druck, ob ihre Rezepte noch die richtigen sind", sagte Kater.

Mehr als 40 Prozent der europäischen Staatsanleihen mit Negativrenditen

Nach einer Übersicht von Jakob Tanzmeister, Portfolio-Manager J.P. Morgan Asset Management, handeln in Europa mittlerweile mehr als 40 Prozent aller Staatsanleihen mit negativer Rendite. Seit Ankündigung der EZB im März, Unternehmensanleihen außerhalb des Bankensektors aufzukaufen, steige zudem der Anteil der Unternehmensanleihen mit negativen Renditen stetig. "Die Dynamik dieser Entwicklung nimmt fast epidemieartig zu", schreibt Tanzmeister in einem Kommentar am Dienstag.

Boulevardzeitung "Sun" trommelt für Austritt

"Risikoaversion und Knappheit sind nach wie vor die zentralen Treiber für die Märkte", kommentierten Anleiheexperten der Commerzbank. Zuletzt hatten Umfrageergebnisse gezeigt, dass die Befürworter eines Brexit mittlerweile in Führung liegen. Außerdem hatte mit der britischen Boulevardzeitung "The Sun" das auflagenstärkste Blatt des Landes zum Austritt aus der Europäischen Union aufgerufen.

Der Chart des Grauens: Die zehnjährige Bundesanleihe wirft seit Jahresbeginn immer weniger Rendite ab. Am Dienstag rutschte sie erstmals unter Null. In diesem Fall spricht man von Negativrenditen

Der Chart des Grauens: Die zehnjährige Bundesanleihe wirft seit Jahresbeginn immer weniger Rendite ab. Am Dienstag rutschte sie erstmals unter Null. In diesem Fall spricht man von Negativrenditen

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rei/dpa

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