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UBS-Chef Axel Weber "Geldpolitik an der Grenze , Zinskanal verstopft"

Axel Weber: "Ich war immer skeptisch gegenüber negativen Zinsen, weil ich glaube, dass sie mehr Schaden als Nutzen bringen."

Axel Weber: "Ich war immer skeptisch gegenüber negativen Zinsen, weil ich glaube, dass sie mehr Schaden als Nutzen bringen."

Foto: © Ralph Orlowski / Reuters/ REUTERS

Ex-Bundesbank-Präsident Axel Weber sieht die Geldpolitik nach Jahren extrem niedriger Zinsen an der Grenze ihrer Wirksamkeit. "Notenbanken sind heute sehr stark zum Reparaturbetrieb der Politik und der Finanzmärkte verkommen", sagte Weber, der heute Präsident des Verwaltungsrates der Schweizer Großbank UBS ist, am Donnerstag bei der Handelsblatt-Tagung "Banken im Umbruch" in Frankfurt. Das viele billige Geld erreiche den angestrebten Effekt nicht: "Der Zinskanal ist verstopft", sagte Weber. "Die Geldpolitik kann das langfristige Potenzialwachstum nicht anschieben."

Theoretisch seien zwar noch niedrigere Zinsen denkbar, er sehe jedoch keinen Sinn darin, sagte Weber: "Ich war immer skeptisch gegenüber negativen Zinsen, weil ich glaube, dass sie mehr Schaden als Nutzen bringen." Im Streit über den Kurs der Europäische Zentralbank (EZB) in der Euro-Schuldenkrise war Weber im Frühjahr 2011 als Bundesbank-Präsident zurückgetreten. Der Ökonom störte sich damals daran, dass die EZB Staatsanleihen von Euro-Krisenländer kaufte.

London Finanzplatz Nummer 1, Frankfurt Nummer 16

Weber warnte außerdem vor überzogenen Erwartungen europäischer Börsenplätze nach dem Brexit-Votum. Frankfurt und andere Börsenplätze auf dem Kontinent könnten von einem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) weniger profitieren als erhofft. "Wenn London raus ist aus der EU, wird die EU lange brauchen, um sich einen Kapitalmarkt zu formen", sagte Weber. "Die Briten reden oft davon, wenn Nebel über dem Ärmelkanal hängt, dass der Kontinent abgeschnitten ist. Beim Kapitalmarkt stimmt dieses Bild".

London habe New York nach der Finanzkrise als größten Finanzplatz der Welt abgelöst, Frankfurt sei dagegen im Reigen der globalen Finanzzentren nur die Nummer 16. Großbritannien erkenne, dass seine Zukunft von der Londoner City abhänge. "Sie werden vieles tun, um diese Vorreiterschaft zu erhalten."

Der Wirtschaftsprofessor und ehemalige Bundesbank-Chef warnt davor, dass sich Frankfurt, Paris und andere Finanzplätze in der EU zu große Hoffnungen auf einen Bedeutungsverlust Londons machen - zumal, wenn sie sich gegenseitig Konkurrenz machten. "Ich sehe das Risiko, dass sich der globale Kapitalmarkt anders orientiert, wenn jetzt ein europäischer Wettbewerb einsetzt." Denn viele Finanzgeschäfte zwischen institutionellen Anlegern seien nicht vom "EU-Passport" abhängig, der Transaktionen in der EU erleichtert.

"Das können sie an jedem Land zusammen mit den dort am Finanzplatz tätigen Institutionen tätigen", sagte der UBS-Verwaltungsratschef. So könnte Kontinentaleuropa am Ende im globalen Handel eine viel geringere Rolle spielen - und New York, Mumbai oder auch Zürich die Profiteure sein.

la/dpa/reuters

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