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Deutsche im PS-Rausch Die Lust auf SUVs - süßes Gift für BMW, Audi und Co.

Schweres Gerät ist gefragt: Audis Geländewagen Q7

Schweres Gerät ist gefragt: Audis Geländewagen Q7

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Die beliebtesten Gebrauchtwagen: SUVs und Flitzer in den Top 5

Foto: Arne Dedert/ dpa

Die deutschen Autofahrer dürstet es so sehr wie noch nie nach PS-starken Wagen. Im Schnitt kommt ein neu zugelassener Pkw in diesem Jahr auf 143 Pferdestärken, wie eine Analyse des CAR-Centers Automotive Research der Universität Duisburg-Essen ergeben hat. Besonders die Zahl spritschluckender Geländewagen und SUVs wächst demnach rasant.

Die Tendenz konterkariert das Bestreben der Politik, den Kohlendioxid-Ausstoß im Verkehr drastisch zu senken. Falls sich das Blatt nicht wendet, wird die Lage aber auch für die deutschen Autohersteller ungemütlich. Ihnen drohen hohe Strafzahlungen, wenn sie die CO2-Ausstoß ihrer verkauften Fahrzeuge bis 2021 von derzeit etwa 130 Gramm pro Kilometer nicht auf etwa 95 Gramm senken, wobei die Vorgabe für die einzelnen Hersteller variiert.

Für CAR-Center-Chef Ferdinand Dudenhöffer steckt der Ölpreisverfall hinter der Entwicklung: "Billiger Treibstoff lässt den Automarkt in alte Muster zurückfallen. Fahrzeuge mit hohen PS-Zahlen und große Autos - sprich SUV- stehen verstärkt auf der Shopping-Liste der Kunden."

Seit 2012 ist der Spritpreis in Deutschland deutlich gesunken. So kostete Diesel vor drei Jahren im Schnitt noch 1,49 Euro pro Liter. Im Mai dieses Jahres waren es laut CAR nur noch 1,25 Euro.

Ölpreisverfall weckt Lust an schwerem Gerät - 600.000 SUVs auf die Straße

Dudenhöffer erwartet, dass in diesem Jahr erstmals 600.000 SUVs verkauft werden, nach knapp 550.000 im Vorjahr. Damit wäre beinahe jeder fünfte Neuwagen in Deutschland ein solcher sportlicher Geländewagen. Im Schnitt stößt ein solches Auto 148 Gramm CO2 pro Kilometer aus - und damit 22 Gramm mehr als ein durchschnittlicher Neuwagen.

"Für die deutschen Autobauer ist das eine risikoreiche Entwicklung", sagt Dudenhöffer. Momentan streichen sie zwar gute Gewinne durch den Verkauf von Geländewagen ein. Doch in einigen Jahren müssten sie Plugin-Hybrid- und reine Elektroautos in hohem Maße quersubventionieren, um die vorgeschriebenen CO2-Flottenwerte zu erreichen.

Sowohl für Volkswagen, Daimler als auch BMW wird es sonst knapp, wie die Unternehmensberatung PA Consulting vorhersagt: Volkswagen muss bis 2021 auf 94 Gramm kommen, steuert bisher aber auf 98,5 Gramm zu. Für BMW lautet die Vorgabe 100 Gramm, doch es werden wohl eher 104,9 Gramm. Daimler soll 101 Gramm erreichen, erreicht aber nach derzeitigem Stand nur 106,2 Gramm.

Elektroautos: Die Hersteller sind selbst ihr bester Kunde

Abhilfe ist bisher eher nicht in Sicht. Die Elektroauto- und Plugin-Modelloffensive schlägt sich jedenfalls noch nicht nieder. Deutsche Hersteller haben von Januar bis Mai laut CAR-Institut im eigenen Land lediglich 2911 emissionsarme Elektro- und Hybridautos gekauft - von insgesamt mehr als 800.000 Autos.

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Herausgerechnet hat Dudenhöffer dabei die Eigenzulassungen der Hersteller. Bei Elektroautos sei es verbreitete Praxis, dass Hersteller ihre Neuwagen bei sich selbst oder den eigenen Händlern anmeldeten.

Im Fall des Golf GTE (Plugin-Hybrid) liege die Eigenzulassungs-Quote bei mehr als 90 Prozent, beim E-Golf immer noch bei etwa zwei Dritteln. Volkswagen wollte die Zahlen gegenüber manager-magazin.de nicht kommentieren.

Unterm Strich ist der CO2-Ausstoß von Neuwagen in Deutschland allerdings trotz des Trends zu mehr PS rückläufig. Von Januar bis Mai lag der Ausstoß durchschnittlich bei 130,7 Gramm pro Kilometer, das waren 3,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Um die Ziele für 2021 zu erreichen, ist das allerdings zu wenig.

Eine Hoffnung gibt es indes: In den meisten anderen EU-Ländern kaufen die Autofahrer deutlich umweltfreundlichere Autos als in Deutschland. BMW, Daimler und Volkswagen müssen nun darauf setzen, dass sie den PS-Trend in der Heimat ausgleichen.